Simone ist Erzieherin. Sie hat von einem tollen Projekt gelesen. Sie ist ganz begeistert und würde dieses gerne in Ihrer Kita-Gruppe umsetzten. Dafür braucht sie zusätzliche personelle Unterstützung. Eigentlich wollte sie Tanja, ihre Kollegin aus der Froschgruppe, fragen. Sie hätte Simone sicher dafür begeistern können. Aber vorhin machte die Info die Rund, dass Tanja schwanger sei. Jetzt kommt sie erst mal nicht mehr in die Kita. Die anderen Kollegen kennt Simone noch nicht so gut, sie arbeitet noch nicht so lange in dieser Einrichtung.
Sie könnte die Leitung ja mal fragen, ob sie eine Idee hat…. denn Fragen kostet ja nichts! … Oder? „Ach, lieber nicht“, denkt sich Simone. Sie hat bei der letzten Teamsitzung schon durchblicken lassen, dass sie nicht so für Neues zu haben sei. Sie sagt bestimmt „NEIN“. Simone ist frustriert. Sie hatte sich so auf dieses Projekt gefreut
Trauen Sie sich auch manchmal nicht, nach etwas zu fragen, jemanden um etwas zu bitten? Warum nicht? Heißt es nicht „Fragen kostet ja nichts!“? Ich glaube wir befürchten insgeheim, dass Fragen sehr wohl ihren Preis haben: den Preis bedrohlicher und Angst einflößender „NEINs“.
Und warum ist so ein „NEIN“ so Angst einflößend? Weil wir es als persönliche Ablehnung empfinden. Und als Person abgelehnt zu werden, ist schon beängstigend
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Gerne möchte ich Sie auf einen Denkfehler aufmerksam machen. Ein „NEIN“ kann niemals eine Ablehnung der Person sein. Warum? Ganz einfach, weil es – so die Gewaltfreie Kommunikation – den Grundsatz gibt, dass alles was wir tun, getan wird, um uns ein Bedürfnis zu erfüllen. Jemanden abzulehnen ist kein Bedürfnis. Abgelehnt zu werden ist ein Gedanken. Ein ganz schön fieser Gedanke!
Wenn aber nun alles was wir tun aus der Motivation getan wird, ein Bedürfnis zu erfüllen, dann steht auch ein „NEIN“ für die Erfüllung eines Bedürfnisses. Welches Bedürfnis könnte sich die Leitung mit einem „NEIN“ auf Simones Bitte um Unterstützung für ihr Projekt erfüllen? Leichtigkeit oder Fürsorge oder Effizienz oder Ordnung? Eigentlich ist es total egal, welches Bedürfnis sich die Leitung mit dem „NEIN“ erfüllt, wichtig ist nur, dass es mit Simone gar nichts zu tun hat und schon gar nicht mit einer persönlichen Ablehnung.
Und wissen Sie was? Vielleicht sagt die Leitung sogar „Ja“ zu dem Projekt.
Also ran! Trauen Sie sich zu fragen. Hören Sie hinter einem „NEIN“ das „JA“. Und dann, ganz ehrlich, kosten Fragen wirklich nichts! … Im Gegenteil sie schenken Ihnen Freiheit.
Bleiben Sie dran, es lohnt sich!
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