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Wann hat Ihnen das letzte Mal jemand gesagt, wie toll Sie Ihren Job machen? Wie gut behütet die Eltern ihre Kinder bei Ihnen wissen? Wie verlässlich Sie die Chefin in deren Abwesenheit vertreten? Was für ein Gewinn Sie für die Einrichtung sind? Wie kreativ Sie das letzte Fest organisiert haben? Wie gelassen Sie die letzte Krankheitswelle gewuppt haben?
Wenn Sie jetzt nachdenken müssen, dann ist das zum einen traurig, zum anderen leider der Standard.
Gratifikationskrise nach Prof. Siegrist
Wertschätzung kommt oft viel zu kurz. Was ein dauerhafter Mangel dieses Bedürfnisses anrichten kann, zeigt eine Studie über die sogenannte „Gratifikationskrise“ von Professor Johannes Siegrist. „Je höher das erfahrene Ungleichgewicht zwischen „Verausgabung“ und „Belohnung“, desto höher ist das Erkrankungsrisiko.“ Die Gratifikationslücke bezieht sich auf das Gehalt, die Arbeitsplatzsicherheit und die Wertschätzung. Bemerkenswert ist, dass die Wertschätzung den größten Teil der Gratifikationskrise ausmacht. Das klingt ganz schön bedrohlich. Aber wissen Sie was – Sie haben es in der Hand. Denn Wertschätzung ist nach der Gewaltfreien Kommunikation (GFK) ein Bedürfnis. Und die GFK sagt, dass die Erfüllung unserer Bedürfnisse in unserem Verantwortungsbereich liegt. Wir sind also gar nicht abhängig, sondern können selbst aktiv werden.
Sich selbst das Bedürfnis Wertschätzung erfüllen
Wie das konkret funktioniert? Ganz einfach: Fragen Sie nach, welches Bedürfnis Sie dem anderen mit Ihrem Tun erfüllen. Zum Beispiel so:
Ein Kind nach Wertschätzung fragen: Was habe ich heute gemacht, das Dir besonders gut gefallen hat?
Die Leitung nach Wertschätzung fragen: Was gefällt Ihnen an meiner Arbeit? Womit bereichere ich in Ihren Augen das Team?
Die Eltern nach Wertschätzung fragen: Würden Sie mir sagen, warum Sie Ihr Kind morgens gerne zu mir bringen?
Klingt erst einmal ungewohnt? Ja – braucht auch Mut, Übung und vor allen Dingen Ihre eigenen Worte.
Verwechseln Sie die Bitte um Wertschätzung nicht mit der Bitte nach Feedback
Gerne möchte ich Sie an dieser Stelle noch auf eine böse Stolperfalle aufmerksam machen. Fragen Sie, wenn Sie Wertschätzung brauchen nicht nach Feedback oder einer Rückmeldung. Warum? Weil ein Feedback auch Kritik enthält. Und Kritik hilft nicht das Bedürfnis nach Wertschätzung zu erfüllen. Eine Rückmeldung oder ein Feedback brauchen Sie, wenn Sie Sie sich Weiterentwickeln möchten. Das ist ein anderes Bedürfnis und ein anderer Blog-Beitrag. 😉
Übrigens: Wenn Sie sich eine Kultur der Wertschätzung für die gesamte Einrichtung wünschen habe ich hier noch etwas für Sie: In vielen Einrichtungen, die wir betreuen, wird in regelmäßigen Abständen mit den Kindern „Warme Dusche“ gespielt. Sollten Sie das Spiel nicht kennen – es geht so:
Nacheinander treten die Kinder in die Mitte des Stuhlkreises, um von dort die warmen und anerkennenden Worte der anderen Kinder zu empfangen. Meine Kinder haben dieses Spiel geliebt. Wann haben Sie das letzte Mal „Warme Dusche“ im Kollegenkreis gespielt. Noch nie oder lange her? Dann wäre das doch was für die nächste Teamsitzung!
Bleiben Sie dran. Es lohnt sich!
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