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Ein Grund, warum Kinder ihre Muskeln spielen lassen

„Leo, wenn Du die Legosteine nicht aufräumst, darfst Du morgen nicht in der Bauecke spielen.“, „Martha, wenn Du die Mütze nicht anziehst, musst Du drinnen bleiben.“ „Lilly, wenn Du Deinen Teller nicht leer isst, gibt es keinen Nachtisch für Dich.“

Hand aufs Herz – sind das Sätze, die Ihnen so oder so ähnlich bekannt vorkommen? Wer mit Kindern lebt oder arbeitet bedient sich oft aus Hilflosigkeit solcher Wenn-Dann-Sätze.

Wenn man Wenn-Dann-Sätze genauer betrachtet, stellt man fest, dass es zwei Arten von Wenn-Dann-Sätzen gibt. Solche, die Konsequenzen aufzeigen und solche, die Strafandrohungen beinhalten. Kinder können zwischen diesen beiden Varianten hervorragend unterscheiden – auch wenn wir eine Strafandrohung im Alltag gerne mit dem Wort „Konsequenz“ tarnen.

Nach Drohungen lassen Kinder gerne die Muskeln spielen

Eine Drohung quittieren viele Kinder mit Rebellion ganz im Sinne von: „Wenn du mir drohst, mache ich erst recht nicht, was Du willst“.

Wenn-dann-Sätze - Beobachtung - Gewaltfreie Kommunikation (GFK) für Kitas

Dieses Muskelspiel lässt sich mit einem einfachen Kommunikationsmechanismus erklären: „Druck erzeugt Gegendruck.“ Wann immer ich eine Dominanzstrategie wie beispielsweise das Drohen anwende, muss ich mit Gegenwehr rechnen. Diese wird nicht immer sofort sichtbar. Vielleicht kooperiert die dominierte Person zunächst, aus Angst vor der angedrohten Strafe. Bei der nächsten Gelegenheit wird sie allerdings dafür sorgen, das Kräfteverhältnis wieder auszugleichen. Dieses Kräftemessen erleben wir im Alltag mit Kindern als nervenaufreibend und kräftezehrend. Die Beziehung zu den Kindern leidet.

Die Schlüsselunterscheidung Drohung und Konsequenz

Die Unterscheidung zwischen Drohung und Konsequenz ist eine von 42 Schlüsselunterscheidungen der Gewaltfreien Kommunikation (GFK) von Marshall B. Rosenberg. Schlüsselunterscheidungen machen den Unterschied zwischen trennender und verbindender, also zwischen Wolfs- und Giraffensprache deutlich. Wenn-Dann-Sätze mit einer Drohung entfernen Menschen voneinander. Wenn-Dann-Sätze, die eine echte Konsequenz beinhalten, tragen zu einer Verbindung bei.

Hier ein Beispiel, um den Unterschied zwischen Konsequenz und Strafandrohung zu verdeutlichen. „Leo, wenn Du die Legosteine nicht aufräumst, darfst Du morgen nicht in der Bauecke spielen.“ Das ist eine Strafandrohung.

Wenn Leo die Legosteine nicht aufräumt, dann ist die erste Konsequenz, dass die Legosteine auf dem Boden liegen bleiben. Das wiederum kann andere Konsequenzen nach sich ziehen:

„ … dann kann nachher nicht gestaubsaugt werden.“

„…. dann können andere Kinder darauf treten oder ausrutschen.“

„… dann finden das andere Kinder, die aufräumen vielleicht unfair und räumen auch nicht mehr auf. Dann liegen alle Spielsachen durcheinander auf dem Boden und ihr müsst das Spielzeug mit dem ihr spielen wollt erst suchen und habt vielleicht keinen Platz auf dem Boden.“

Statt „Wenn-Dann“, Empathie und Selbstausdruck

„Puh…“ werden Sie jetzt vielleicht denken „ganz schön aufwändig und irgendwie sperrig.“ Ja, dem stimme ich zu. Wenn-Dann-Sätze mit echten Konsequenzen sind oft nicht besonders alltagstauglich. Um Strafandrohungen zu vermeiden gibt es eine viel einfachere Alternative: Verzichten Sie auf Wenn-Dann-Sätze und treten Sie in herausfordernden Situationen lieber mit der Empathie oder dem Selbstausdruck in Kontakt mit dem Kind.

Drohung - Gewaltfreie Kommunikation (GFK) für Kitas

Und wenn Ihnen mal wieder eine Drohung auf den Lippen liegt, überlegen Sie warum Sie möchten, dass das Kind etwas tut: weil es Angst vor Strafe hat, oder weil es mit Freude zum Wohlergehen aller beitragen möchte? Ich bin mir sicher, in den meisten Fällen werden Sie die Drohung verwerfen und gewaltfrei mit dem Kind in Kontakt treten. Und jedes Mal, wenn daraufhin ein Kind mit Freude kooperiert, wird das für Sie wieder eine Sternstunde sein.

Bleiben Sie dran. Es lohnt sich!

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