Ein Konflikt am Arbeitsplatz kann unser Wohlergehen massiv beeinflussen. Entlastung bei Konflikten bietet die Selbstempathie.
Simone, die Erzieherin der Froschgruppe, liegt wach im Bett. Der Wecker hat noch nicht geklingelt. Bei dem Gedanken, heute wieder in den Kindergarten gehen zu müssen, krampft sich ihr Magen zusammen.
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Seit einiger Zeit hat sie eine neue Kollegin bei den Fröschen. Am Anfang war sie total glücklich über Johanna. Der Weggang ihrer vorherigen Kollegin musste mit aufwändigen Interimslösungen überbrückt werden. Dann aber stellte sich heraus, dass Johanna alles besser wusste. Sie fing an, Simone zu korrigieren. Als wäre Simone eine Praktikantin. Gut, Johanna ist schon ein paar Jahre älter als sie, aber Simone hat schließlich auch schon diverse Jahre an Berufserfahrung.
Und das Schlimme ist, dass Simone in ein paar Dingen einfach komplett andere Ansichten hat. Johanna ist beispielsweise sehr streng, was den Nachtisch angeht: Nur Kinder, die ihren Teller aufgegessen haben, bekommen Nachtisch. Simone handhabt das viel lockerer. Jetzt sind die Kinder verunsichert.
Bei der letzten Belehrung ist Simone dann explodiert. Sie wollte eigentlich gar nicht so heftig reagieren. Aber es ist einfach so aus ihr herausgeplatzt. Johanna hat sie darauf hin informiert, dass das kein Niveau sei, auf dem sie sich weiter unterhalten wolle. Seither wird nur noch das Nötigste besprochen. Ansonsten herrscht eisiges Schweigen zwischen den beiden.
Ein Konflikt kann Körper und Geist beeinträchtigen
Für Simone ist die Situation unerträglich. Die Gedanken kreisen nur noch um diesen Konflikt. Richtig essen kann sie schon seit Tagen nicht mehr. Sie überlegt schon, die Stelle zu wechseln. Aber dann hätte sie auf jeden Fall einen weiteren Anfahrtsweg. Und ob das Verhältnis zur neuen Leitung dann auch so gut wäre wie hier? Außerdem will sie ihre Frösche nicht verlieren. Die Kinder sind ihr ja schließlich ans Herz gewachsen.
Konflikte können Ursachen körperlicher Leiden sein: Magengeschwüre, Bandscheibenvorfälle, häufige Erkältungen um nur einige zu nennen. Und … Konflikte kommen in den besten Einrichtungen vor. Das ist nichts, wofür man sich schämen müsste. Auslöser können Missverständnisse, unglückliche Formulierungen aber auch unterschiedliche pädagogische Ansätze sein. Welche Möglichkeiten haben Sie dann? Meine Erfahrung zeigt: Es ist einfacher einen Konflikt zu lösen, als mit ihm zu leben. Aber wie löst man einen Konflikt, der subjektiv schon bedrohliche Ausmaße angenommen hat?
Die Gewaltfreie Kommunikation (GFK) bietet hervorragendes Handwerkszeug für die Konfliktlösung. Dabei nimmt das Bedürfnis, das bei den Konfliktparteien in Mangel ist, eine zentrale Position ein.
Selbstempathie
Zunächst braucht Simone Klarheit, warum der Konflikt sie so belastet. Dazu gibt es die sogenannte Selbstempathie. Die Selbstempathie schafft häufig einen Zustand, den manche auch mit dem Wort Seelenfrieden beschreiben würden. Die Selbstempathie beginnt mit einem aktiven Schritt aus der Bewertung und Interpretation in eine reine Beobachtung. Was ist faktisch wirklich passiert? Vielleicht verringert dieser kleine Schritt bereits die empfundene Größe des Problems.
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Als nächstes hilft es, wenn Simone ihre Gefühle, die im Zusammenhang mit diesem Konflikt stehen, klar benennt. Warum das so wichtig ist? Es gibt interessante Studien, die belegen, dass das reine Benennen der unangenehmen Gefühle unsere Selbststeuerung unterstützen. Und darum geht es neben der Lösung des Konfliktes auch – dass wir selbst in der Hand haben, wie sehr uns ein Konflikt belastet, oder eben nicht. Danach sollte Simone herausfinden, welches Bedürfnis denn in Mangel ist. Das könnte beispielsweise Respekt, Anerkennung, Gesehen werden, Gleichwertigkeit, Harmonie oder auch Autonomie sein. Oft ist es ein Mix aus mehreren Bedürfnissen. Den Abschluss der Selbstempathie macht die Bitte an sich selbst. Also mit welcher Strategie will Simone für die Erfüllung ihrer in Mangel befindlichen Bedürfnisse sorgen? Dieser Schritt bedarf manchmal etwas Zeit. Die Erfahrung zeigt, wenn die richtige Bitte gefunden ist, signalisiert das schon der Bauch. Und mit der Klarheit über sich selbst in Bezug auf den Konflikt und der einer Lösungsstrategie wird es Simone schon um einiges besser gehen.
…. Fortsetzung im nächsten Blog-Beitrag
Bleiben Sie dran. Es lohn sich!
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