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Neid und Eifersucht bei Kindern

Neid und Eifersucht - Gewaltfreie Kommunikation (GFK) für Kitas

Neulich berichtete eine Kursteilnehmerin, dass ihre beiden Kinder den Wert ihrer Weihnachtsgeschenke im Internet recherchieren. Unterscheiden sich die Werte signifikant voneinander, dann ist der Familienfrieden dahin. Auf die Frage, wie sie damit umgehe, erzählte Sie, dass man diese Eifersucht doch nicht mehr ernst nehmen könne.

Eifersucht und Rivalität unter Kindern lassen uns Eltern und Erzieher manchmal verzweifeln.

Ich stelle mir die Frage, ob wir Erwachsenen in unserer Hilflosigkeit unbewusst zum Gegenangriff übergehen? Bedienen wir uns der Strategie, „eifersüchtiges Verhalten“ per se zu verurteilen und obendrein dieses Verhalten ins Lächerliche zu ziehen?

Neid und Eifersucht bei Kindern sind Pseudogefühle

Strenggenommen sind weder Eifersucht noch Neid echte Gefühle. Strenggenommen sind es sogenannte Pseudogefühle oder, wie es eine geschätzte Kollegin nennt, Interpretationsgefühle. Pseudogefühle sind in der Gewaltfreien Kommunikation (GFK) Vorwürfe getarnt als Gefühle. Die meisten Pseudogefühle machen den anderen für sein eigenes Gefühl verantwortlich: „Ich fühle mich ignoriert“ heißt eigentlich „Du ignorierst mich.“ Das ist ein Vorwurf und hat mit einem echten Gefühl gar nichts zu tun. Wer so etwas denkt ist vielleicht traurig oder hilflos. Das sind echte Gefühle.

Bei den Pseudogefühlen Eifersucht und Neid ist es umgekehrt. Derjenige, der unangenehme Gefühle hat wird verurteilt.  Kaum jemand sagt „Ich bin neidisch.“ oder „Ich bin eifersüchtig.“ Viel eher wird es als Urteil über jemanden verwendet. Wenn es um Beziehungen geht, lautet der Vorwurf in der Regel „Du bist ja eifersüchtig.“ Wenn es um Materielles geht, wird eher „Du bist ja nur neidisch.“ verwendet. So oder so, wir vermitteln damit dem anderen, er sei nicht in Ordnung, mit ihm stimme etwas nicht. Im schlimmsten Fall verurteilt sich derjenige irgendwann selbst.

Welche echten Gefühle können denn hinter dem Interpretationsgefühl Eifersucht stecken? Ich vermute, sehr oft wird es Wut sein, hinter der Angst, Verzweiflung und/oder Hilflosigkeit stecken. Und vermutlich wird das Bedürfnis Zugehörigkeit in tiefem Mangel sein. Vielleicht geht es auch um Vertrauen oder Liebe.  

Und bei Neid? Vielleicht ist jemand, den man als neidisch verurteilt, traurig, da die Gleichwertigkeit oder Ordnung nicht erfüllt ist.

Den Blick auf echte Gefühle und Bedürfnisse richten

Gefühle und Bedürfnisse - Gewaltfreie Kommunikation (GFK) für Kitas

Ich bin immer wieder überrascht und erfreut, wenn ich feststelle, wie sich mein Blick auf Menschen verändert, sobald ich mir die echten Gefühle und Bedürfnisse anschaue. Ein eifersüchtiges Kind macht irgendetwas falsch und stört mich. Dagegen kann ich ein verzweifeltes Kind, das sich nicht zugehörig fühlt, gedanklich liebevoll in den Arm nehmen.

Wenn Sie das nächste Mal hinter einem besonderen Verhalten eines Kindes „Eifersucht“ vermuten, gehen Sie doch mal gemeinsam mit dem Kind auf die Suche, wie sich das Kind gerade wirklich fühlt und was es braucht, um wieder zufrieden zu sein. Sie befähigen damit das Kind, seine unangenehmen Gefühle zu managen anstatt sich dafür irgendwann zu verurteilen. Ein bedeutender Schritt in der Entwicklung des Kindes und eine weitere kleine Sternstunde für Sie.

Bleiben Sie dran. Es lohnt sich!

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